Tanz mit den Blauhaien
|Die Azoren sind bekannt als Inselparadies im Atlantik und Traumziel von Seglern. Dass die Azoren auch über eine unvergleichliche Artenvielfalt, insbesondere, was das maritime Leben betrifft, verfügt, das hat sich erst in den letzten Jahren herauskristallisiert.
Meeressäuger lassen sich zuweilen zuhauf antreffen, von Delfinen angefangen bis hin zu Pottwalen und Blauwalen. Unter Wasser treffen die Tauchsportler oftmals auf große Fischschwärme an Orten wie Baixa do Sul oder Princess Alice, wo auch häufig Mobula-Rochen in großen Schwärmen anzutreffen sind.
Fischschwärme & Jäger
Wo Fischschwärme ihre Runden drehen, da lassen die Räuber nicht lange auf sich warten: Die Gewässer rund um Pico und Fayal sind bekannt für ihre nahezu sicheren Sichtungen von Mako- und Blauhaien.
Wir haben uns für mehrere Tauchgänge mit den Blauhaien bei Pico entschieden und dabei einen der aufregendsten Tauchgänge mit Haien verleben dürfen. Bereits als wir ins Wasser steigen, umkreisen etwa 5-6 Tiere unser Tauchboot und unser Herz schlägt uns nicht ganz bis zum Hals, aber dass wir aufgeregt und sogar ein wenig angespannt sind, lässt sich nicht leugnen.
Zügig tauchen wir auf etwa 10 Meter ab und richten unsere Ausrüstung her: Videoleuchten und Blitze werden ausgerichtet und auch der Rest der Tauchausrüstung wird nochmal überprüft. Noch ehe wir mit den Vorbereitungen fertig sind, umkreisen uns bereits die ersten „Blauen“ ohne die geringste Scheu.
„Angst vor Menschen? Keine Spur!“
In kleinen Gruppen ziehen die Tiere ihre Bahnen um, über und unter uns. Während wir noch zunächst ein wenig beunruhigt in Bezug auf die fast schon dreisten Annäherungen der Tiere sind, wird rasch klar, dass uns die Haie nichts Böses wollen.
Keine Scheu vor den Tauchern
Zwar sind sie sich ihrer physischen Dominanz im Wasser uns gegenüber durchaus bewusst, so geradezu lässig, wie sie an uns vorüberziehen. Aber ein bedrohliches oder gar aggressives Verhalten lässt sich beim besten Willen nicht feststellen.
Eine besonders anziehende Wirkung scheinen alle elektrischen Geräte auf die Tiere auszuüben. Mit ihren elektrosensorischen Sinnesorganen, den sogenannten lorenzinischen Ampullen, können die Haie elektrische Spannungen wahrnehmen. Da müssen unsere Videoleuchten und Blitze besonders „verlockend“ sein. Sie kommen derart nah vor unsere Kamera, dass wir genötigt sind, den Begriff „Close Up“ neu zu definieren.
Wiederholt streifen die Haie, deren Anzahl wir nun auf etwa 12 Tiere schätzen, Kamera und Blitzausleger, insbesondere dann, wenn wir kurz zuvor ausgelöst haben.
Die wenigen Tiere, die allzu neugierig sind, schieben wir sanft von uns weg, was zu keinerlei Irritationen führt. Spannend ist es, die Haihaut fühlen zu können. Rau und doch irgendwie geschmeidig fühlt sich die aus einer Anordnung zahlloser Schuppenzähne bestehende Haut an.
„Rauhe Schale, sanftes Gemüt“
Fazit
Die Haie sind alles andere als tumbe, gruselige Kreaturen, zu denen sie einschlägige Medienberichte noch heute gerne hochstilisieren. Auf uns wirkten sie eher intelligent und geradezu friedfertig. Alle ihre Handlungen und Aktionen schienen – soweit zu beurteilen – sorgsam bedacht und immer zielgerichtet.
Auch wenn sie uns ihr erhöhtes Interesse zuwendeten und dabei sehr nahe kamen, so kam es nie zu einer ernsthaften Konfrontation.
Es ist wie so oft: Eher hat der Hai den Menschen zu fürchten als umgekehrt. Leider verfangen sich die Tiere oft in den großen Schleppnetzen der industriellen Fangflotten. Weitaus mehr enden wegen ihrer besonders langen Brustflossen auch in Chinesischen Garküchen als Fischflossensuppe – ein Grund mehr, sich für den Schutz der Tiere einzusetzen.
Als wir nach fast anderthalb Stunden unseren Tauchgang beenden, steht uns ein breites Grinsen ins Gesicht geschrieben, auch wenn wir mit ein wenig Wehmut auf die verbleibenden Haie im Wasser zurückblicken: Ein wirklich unglaubliches Erlebnis mit den Top-Predatoren der Meere liegt hinter uns.
Eins steht fest, es wird nicht das letzte Mal gewesen sein!