Das Wrack der Umbria
|Sie ist mehr als nur ein Wrack. Das italienische Marineschiff, dessen Kapitän sich 1940 entschied, das in missliche Lage geratene Schiff mitsamt seiner brisanten Ladung nahe der Küste der sudanesischen Hafenstadt Port Sudan zu versenken, birgt Stoff für Legenden.
Spektakuläre Geschichte
Nicht nur die Geschichte des unter italienischer Flagge fahrenden ursprünglichen Truppentransporters ist geradezu beeindruckend: Kurz nach dem Kriegseintritt Italiens in den Zweiten Weltkrieg lag das Schiff vor der Sudanesischen Küste festgesetzt am Wingate Riff vor Anker, um von der Royal Navy inspiziert zu werden. Kapitän Muiesan, der sich der brisanten Fracht bewusst war, wollte verhindern, dass geladene Bomben, Sprengstoff, Waffen und anderes Kriegsmaterial, das ins indische Kalkutta unterwegs war, in die Hände des Feindes fielen. Gemeinsam mit seinem Schiffsingenieur und dem ersten Offizier wurde beschlossen, das Schiff zu versenken.
Das Schiff sank innerhalb von zwei Stunden und liegt dort heute auf der Backbordseite. Die Umbria ragt bis an die Wasseroberfläche hoch, liegt an der tiefsten Stelle auf knapp 37 Metern.
Bis heute befinden sich noch Munitions- und Bombenteile auf die verschiedenen Lagerräume verteilt. Auch die Fiat Transportfahrzeuge sind noch recht gut erhalten zu besichtigen im Wrack.
Zustand des Wracks
Insgesamt ist das Wrack in einem erstaunlich guten Zustand verblieben – mitunter ist die geschützte Lage mit für den Erhaltungszustand verantwortlich, denn das Wrack der Umbria liegt im Strömungsschatten des Wingate Riffs, das die Umbria vor den scharfen „Zähnen“ von Strömung und Brandung schützend umgibt. Dafür hat die Natur an vielen Stellen das „künstliche Riff in Besitz“ genommen: Wo ideale Bedingungen vorlagen, haben sich zunächst Weich-, Leder- und zuletzt Hartkorallen angesiedelt, die selbst Rückzugsgebiet für viele kleinere Arten darstellen. Nach und nach siedelten sich mehr und mehr Meeresbewohner an und heute ist das Wrack ein farbenfrohes und imposantes Riff, das nicht nur Fischschwärmen eine Heimat bietet sondern auch gelegentlich pelagische Fischarten bis hin zu größeren Raubfischen anlockt.
Tauchgänge am Wrack
Die Tauchgänge um das Wrack und im Wrack selbst sind fantastisch. Dank sehr guter Sichtweiten und optimaler Lichtverhältnissen sowie dem vielseitigen Leben, das sich in den Jahren angesiedelt hat, sind fantastische Tauchgänge möglich.
Ziel eines jeden Wracktauchgangs ist oftmals die Schiffsschraube, die eigentlich Schiffspropeller heißt. Diese befindet sich an der tiefsten Stelle des Tauchgangs – jenseits der 30 Meter-Marke. Wer hier tauchen kann, sollte nicht allzu lange verweilen, da sich sonst die Nullzeit schnell verkürzt und dadurch möglicherweise zu wenig Zeit für den Rest des spannenden Tauchgangs übrig bleibt.
Es gibt einen Bereich, der nur etwas für starke Nerven ist: Die Kombüse. Durch eine klaustrophobisch enge Öffnung geht es in einen komplett dunklen Bereich, der in einen quadratischen Raum mündet. Hier fällt kein einziger Lichtstrahl hin außer dem Schein der Taucherlampen. Der Schein der Lampen enthüllt die großen Öfen der Schiffsküche, in denen die Speisen für die Crew zubereitet wurden.
Sei stark, zeig‘ Nerven!
Wer weniger starke Nerven besitzt, was das Thema „Tauchen in geschlossenen Räumen“ betrifft, der sollte sich das Tauchen im Inneren der Kombüse sparen. Es gibt keinen Gruppenzwang unter Wasser, es gibt nur das eigene Gefühl und die eigene Sicherheit! Zudem gibt es noch weitere weniger klaustrophobische Teile des Schiffs, die betaucht werden können. Dazu zählt auch ein weitläufiger Bereich, der vermutlich Teil der Messe ist, in der die Seeleute einst ihr Essen einnahmen und ihre Freizeit gemeinsam verbrachten.
Auch das Tauchen an den äußeren Bereichen des Wracks der Umbria bleibt spannend. Man sieht noch zahlreiche Aufbauten, die heutzutage zwar stark bewachsen sind, aber immer noch gut erkennbar sind.
Die Umbria zählt zweifelsohne zu den Top Spots des am Roten Meer gelegenen Sudans und wir meist im Rahmen einer Tauchsafari im Sudan angeboten.